Tom Dreibrodt M.A. 

Lizenzierter NLP-Coach, zertifizierter Hypnose-Coach, zertifizierter Stress-Burnout Trainer

18.02.2024

“Alle sind gegen mich.”


Vielleicht kommt Dir dieser Spruch bekannt vor, oder Du hast ihn mit großer Wahrscheinlichkeit schon einmal ausgesprochen.


‘Alle’ sind also gegen Dich. Okay. Wirklich alle? Jeder? Alle 8,16 Milliarden Menschen auf diesem Planeten sind gegen Dich? Du hast sie alle befragt? Jeden einzelnen?

Chapeau.

Und unter der Weltbevölkerung ist kein einziger Mensch, der für Dich ist? Nicht ein Individuum?


Du erkennst die Absurdität dieser Aussage. 


Im Meta-Modell der Sprache nennen wir dies ‘Generalisierungen’. Du kannst es auch Verallgemeinerung nennen, wenn der Begriff zu Dich zugänglicher ist. Generalisierungen begegnen Dir fast jeden Tag.


“Alle machen das so!” - Wirklich alle? Kennst Du niemanden, der das anders macht?

“Das passiert immer nur mir?” - Echt jetzt? Du kennst niemanden, dem das auch passiert ist? Von allen Menschen auf dieser Erde passiert das nur Dir?

“Niemand kann mir helfen!” - Okay, ich gehe davon aus, Du hast  wieder ‘alle’ gefragt. 


Wie Du siehst, sind diese Verallgemeinerungen nicht haltbar und recht elegant zu entkräften.


Hinter diesen Sprachmustern, genauer gesagt in den Generalisierungen und Verallgemeinerungen steckt eine große Gefahr für Dich: Du beginnst Deinen Aussagen zu glauben. 


‘Alle’, ‘immer’, ‘jeder’, ‘nie’ oder ‘nichts’ umschreiben Ausschließlichkeiten. Diese Generalisierungen und Verallgemeinerungen können für Dich die Tür zu einer mentalen Abwärtsspirale öffnen. Du bist irgendwann nicht mehr in der Lage, diese Ausschließlichkeiten zu entkräften. Sie werden schleichend zu Deinem Negativ-Mantra, da Du sie ab einem gewissen Zeitpunkt glaubst.

“Alle sind gegen mich”. Ja, und in diesem Moment meinst Du auch alle 8,16 Milliarden Menschen.


Unsere Sprache ist ein mächtiges Werkzeug, das dafür sorgen kann, dass es Dir gut geht und es kann Dich auch dazu anleiten, Dich richtig schlecht zu fühlen. Unsere Sprache ist in der Lage, Dein Gehirn, Deine Empfindungen zu programmieren.  Ganz nach Deinen Vorgaben.

Solltest Du Dich mental herausgefordert fühlen, ist ein “Alle sind gegen mich” nicht wirklich konstruktiv. 

Das Gefühl, alle 8 Milliarden Menschen gegen sich zu haben, verstärkt nicht gerade Deine positive Selbstwahrnehmung. Diese Sprache und diese Denke darf für Dich sogar gefährlich werden.


Dies ist die Falle der ‘depressiven Sprachmuster’. 


Diese Sprachmuster können Dich emotional herunterziehen, da sie Dir etwas entziehen, was Du immer vor Augen haben solltest: Nichts ist ausschließlich und Du hast immer eine Wahl. Du hast immer verschiedene Möglichkeiten, Dich zu entscheiden. Und diese Entscheidung darfst Du treffen. Leider hindern die depressiven Sprachmuster Menschen mit psychischen Herausforderungen daran, diese zu treffen.


Die Welt eines Menschen mit einer depressiven Herausforderung ist schwarzweiß. Mehr Schwarz als Weiß. Auch hier findet gerne eine Generalisierung statt: ‘Alles ist schwarz’, ‘schlecht’ oder gar ‘schrecklich’. Grauzonen existieren nicht. Und somit auch keine Differenzierungen, keine Schattierungen. Es existieren nur Extrempositionen.

Das nicht alles schlecht ist und manches auch ‘okay’ sein darf, ist nicht in der Wahrnehmung einer betroffenen Person.


Neben den Generalisierungen machen dem Betroffenen die sprachlichen Ausschließlichkeiten das Leben schwer.  Ausschließlichkeit in der Sprache wie “immer” oder “nichts” weisen dem Betroffenen keine Alternative auf und auch keine Wahlmöglichkeit auf. Schlimmer noch: keinen Ausweg.


Die britische University of Reading forscht auf dem Gebiet ‘Psychological and clinical language sciences’. Kurzum: Auf dem Gebiet des Zusammenspiels von Gehirn, Geist, Sprache und Gesundheit. Menschen mit Angstzuständen und/oder Depression benutzen ‘absolutistische’ Wörter wie “immer”, “nichts” oder “völlig” bis zu 50% häufiger als Menschen ohne Herausforderung. Das Benutzen depressiver Sprachmuster ist   besonders in entsprechenden Internetforen in Zahlen mess- und vergleichbar.


Die Forschung bezeichnet dieses Phänomen als ‘Dichotomes Denken’ oder als einen ‘dichotomisierenden Denkstil’, der nicht selten bei Menschen mit psychischen Herausforderungen zu finden ist. Typisch für diesen Denkstil ist die zuvor schon beschriebene Schwarzweiß-Malerei. Nicht selten gefolgt von Episoden des Grübelns und der generellen Tendenz zum Schwarzsehen.

Ein Individuum mit diesem dys­funktiona­len Denks­til, zeichnet eine Wahrnehmung in ex­tremen Ka­tegori­en aus: Selbst­wertrelevante Situationen werden als vollstän­diger Erfolg oder als totale Nieder­lage wahr­genom­men, Abstufungen dazwischen (Teilerfolge und Teilniederlagen) erscheinen nicht existent und sind emotional nicht erfassbar. Somit entstehen für Menschen mit psychischen Herausforderungen die typischen emotionalen und sprachlichen Extremsituationen.

Auffällig ist auch die vermehrte Verwendung von Pronomen der ersten Person Singular. Das Wort "Ich" wird von depressiven Personen signifikant häufiger genutzt als von gesunden Personen. Ebenso verwenden Depressive deutlich weniger Pronomen der zweiten oder dritten Person.

Diese Sprachmuster legen nahe, dass Menschen mit Depressionen stärker auf sich selbst fokussiert sind und weniger mit anderen verbunden sind. Laut den Forschern sind die Pronomen tatsächlich zuverlässigere Indikatoren für die Diagnose von beispielsweise Depressionen oder anderen mentalen Herausforderungen.

Hier stehen wir jetzt vor der Frage: Verursacht die Depression die beschriebene Selbstzentriertheit oder entwickeln Menschen, die sich zu stark auf sich selbst konzentrieren, eher Symptome einer Depression? Ein Ansatz für weitere Forschungen.


Ein weiteres Phänomen der generalisierenden depressiven Sprachmuster stellt die Verwendung von absoluten Größen oder Wahrscheinlichkeiten dar, wie beispielsweise ‘immer’, ‘vollständig’ oder ‘nichts’. In Studien wurden auf Angst- und Depressionsforen diverser Internetplattformen 50 Prozent mehr absolutistische Wörter festgestellt  als in 19 anderen Kontrollforen.

Unsere Sprache allein kann also ein Indikator für eine psychische Herausforderung sein und diese noch weiter vorantreiben. 

Die Erkennung dieser häufig verwendeten Ausdrucksweisen könnte dazu beitragen, psychische Herausforderungen schneller zu erkennen. Laut der Forschung verändert sich die Sprache sowohl im schriftlichen als auch im gesprochenen Bereich bei mental herausgeforderten Personen.

Als ehemals Betroffener kenne ich diese sprachliche Verhalten. Ich habe die in der Hochphase meiner Herausforderung sehr ausgiebig praktiziert, ohne mir dessen bewußt zu sein. 

Diese beschriebenen Sprachmuster sind die reinste Form des ‘Schwarz-Weiß-Denkens’: “Alle sind gegen mich!” Wirklich alle? “Ja, alle 8 Milliarden Menschen sind gegen mich!” Oder auch: “Immer bin ich schuld”, “Nichts mache ich richtig”. Und schon legst Du einen weiteren Stein auf die immer höher werdende Mauer um Dich herum.


“Just another brick in the wall”


Lass es nicht soweit kommen, und verfange Dich nicht in dieser Abwärtsspirale der depressiven Sprachmuster. Es ist ein Mechanismus, der Dich herunterziehen kann. Klammheimlich und leise.


Daher: Achte auf Deine Sprache und die Signale, die Du damit für Dich und für die Menschen in Deinem Umfeld aussendest.


Dies ist der erste Schritt, damit es Dir besser kann: Beginne mit Deiner eigenen Sprache.


Was kannst Du für Dich tun?


Wir kommen jetzt in den Bereich, in dem Du Deine Sprache bewußt einsetzt und bewußt darauf achtest, wie Du sprichst und was Du sagst. Und ja, wir verlassen die Gefilde des Plapperns, Quaseln und unbedarften Daherredens.

Du darfst jetzt beginnen, bewußt zu sprechen, Dir Deiner Worte und ihrer Wirkung klar zu werden und Deine Wortwahl gezielt zu steuern.

Sicher, dass erfordert Übung und daher darfst Du dies täglich trainieren, um nicht in die Abwärtsspirale Deiner Emotionen zu gelangen. 

Der wichtigste Punkt:


Vermeide Generalisierungen


Trainiere Dich dazu, Worte wie ‘alle’, ’keiner’, ‘immer’ und ’niemals’ nicht zu benutzen. Und ja, wenn jemand ‘gegen Dich ist’, definiere dies genauer. 

Wer genau ist diese Gruppe, die angeblich diese Aussagen trifft? Bestimme in Deiner Sprache genau, wer diese Personen sind. 

Sind sie ‘gegen Dich’ oder haben einfach nur eine andere Meinung oder ein anderes Weltbild als Du? Sind es Verhaltensweisen oder benutzen diese Menschen einfach nur eine Sprache, die Du als emotional negativ empfindest? Auch hier darfst Du genau sein.


Gehe Deiner Sprache auf den Grund.


Wie unterschiedlich fühlen sich diese Sätze für Dich an?

“Keiner im Haus kann mich leiden.”

“Das Ehepaar Klopek aus dem Erdgeschoß stört es offensichtlich, wenn ich etwas lauter Musik höre”

Erstaunlich oder? “Keiner im Haus kann mich leiden” läßt Dich unwohl fühlen. Schlimmer noch, Du begibst Dich in eine passive Opferhaltung, die Dir nicht gut tut und sich gegebenenfalls negativ auf Deine gefühlte Wohnsituation auswirkt.

Im zweiten Satz hast Du schon die Personengruppe und den Zusammenhang mit Deiner Person klar definiert. In diesem Satz darf sich sogar ein Grund für das Verhalten und ein Lösungsansatz verstecken.


“Alle anderen sind viel besser als ich.” Egal, worauf Du Dich beziehst. Sportliche Leistungen, künstlerische Begabung, handwerkliche Fähigkeiten. Stelle Dir immer die Frage: Wie kommst Du zu dieser Erkenntnis? Hast Du alle 8,16 Milliarden Menschen gefragt? 

Oder reduziere die Frage auf ein einfaches ‘Wer sagt das?’ Selbst, wenn Du eine Person oder eine Personengruppe benennen kannst, sind dies noch längst nicht ‘alle’.

Ähnlich verhält es sich mit ‘immer’ und ’niemals’ .

“Ich habe immer Pech.”  Und ich bin mir  sicher, wenn Du dies mit einem ‘Wer genau sagt das?’ oder ‘ohne eine Ausnahme, immer Pech?’ hinterfragst, ist diese Behauptung schnell vom Tisch. 

Und ich bin mir sicher, dass Du Dich an mindestens ein oder zwei Gelegenheiten erinnerst, an denen Du Glück hattest. Vielleicht hast Du mitten in der City unverhofft einen Parkplatz gefunden, ein Sonderangebot erwischt, bist ohne Beschwerden aufgewacht oder hast einfach eine Pizza bestellt, die pünktlich bei Dir ankam und sehr lecker war. 

‘Immer Pech?’ Das glaubst Du doch selber nicht mehr.

Du zweifelst? Dann stelle Dir wieder die Frage: ‘Wer behauptet das?’

“Niemals will mir etwas gelingen.”

Ich bin mir sicher, es gibt da das ein oder andere Fachgebiet, auf dem Du eine Koryphäe bist und wenige Menschen Dir das Wasser reichen können. 

Denke immer daran: ‘Wer behauptet das?’ Welche innere Stimme befeuert Deine Selbstzweifel?

Oder stelle Dir die Frage: ‘Wirklich niemals? Nie?’ Ich bin mir sicher, Du findest mindestes eine Ausnahme, in der Dir etwas sehr gut gelungen ist. Egal was es auch sei. Und sei es, dass Dir der morgendliche Kaffee gehr gut gelungen ist.

Und damit ist Dein ’niemals’ demontiert.


Das Entgegensteuern der von Dir erlernten Generalisierungen darfst Du lernen. Und ja, das ist bewußt angewandte Sprache- Und dies bedeutet üben, üben, üben.


Du wirst letzten Endes davon profitieren, in dem Du Stein für Stein Deine Mauer der depressiven Sprachmuster und der Abwärtsspirale einreißt. Hie darf ein kleines Wunder und eine große Veränderung auf Dich warten.


Denke bitte daran: Mit Ausschließlichkeit und Generalisierungen übst Du immensen Druck auf Dich selbst und auf Dein psychische Gleichgewicht aus. Du vergleichst Dich ohne wenn und aber mit dem Rest der Welt. Kann das funktionieren? Die Antwort solltest Du jetzt kennen.

Diese Generalisierungen sind eine Stressfalle. Sie blasen negative Erfahrungen wie einen gigantischen Ballon auf, der verhindert, dass Du den weiten Horizont Deiner Möglichkeiten siehst.


In dem Du Deine eigene Sprache hinterfragst, hast Du einen ersten Schritt aus der Abwärtsspirale der depressiven Sprachmuster getan.


Denke immer an die entscheidenden Fragen, die Du Dir selbst stellen darfst:

Wirklich alle (jeder, niemand, keiner) haben days gesagt? Es gibt keine Ausnahmen?

Wer hat das gesagt?

Gibt Deiner Generalisierung ein Gesicht und grenze sie ein. Die allgemeine Aussage ‘alle’ wird schrumpfen und an Bedeutung verlieren.


Und ich darf es noch einmal wiederholen: Deine Denk- und Sprachmuster neu zu justieren erfordert Übung und tägliche Anwendung.


Diese Generalisierungsfalle ist übrigens nur ein Stein im Baukasten der depressiven Sprachmuster. Über alle weiteren Bausteine schreibe ich gerne zu einem anderen Zeitpunkt.


Wenn Du Dich in diesen negativen Sprachmustern wiederfindest: Ich darf ich Dich hier gerne begleiten.


Du möchtest diese Sprachmuster aus Deinem täglichen Leben tilgen und sicher gehen, dass keine anderen sprachlichen Stolpersteine Dich zu Fall bringen? Ich helfe Dir gerne dabei. 



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